Konzeption

Pädagogisches Konzept

Kinderladen „IrgendWieAnders“

  

1.Wir sind:

1.1       Träger und Entstehung

Der Träger ist „Für Kinder e.V.“ (eingetragen beim Amtsgericht Charlottenburg) mit Sitz in der Oppelner Str. 20, 10997 Berlin.

Die Gründung 2012 basierte auf dem Wunsch von uns Pädagoginnen Antje Thörner und Nina Hofeditz. Nach mehreren Jahren im pädagogischen Bereich war es uns ein Anliegen einen Ort für Kinder zu erschaffen, indem wir nach unseren Vorstellungen den Kindern als Begleiterinnen und Entdeckerinnen zur Seite stehen können.

Wir schlossen uns zusammen und gründeten den Verein. Dieser ist eine EKT, mit Eltern im Vorstand. Gemeinsam realisierten wir unsere Konzeptideen, mieteten Räumlichkeiten und beantragten Mittel für die Baumaßnahmen.

 

1.2       Rahmenbedingungen

Unser Kinderladen befindet sich in der Oppelner Str. 20, in 10997 Berlin.

Auf 140 m2 können sich bis zu 24 Kinder im Alter von 1 bis 6 Jahren mit 4 ErzieherInnen wohl fühlen.

Wir können drei pädagogische Räume, eine großzügige Verteilerküche, Garderobe, Badezimmer und einen kleinen Teil des Hinterhofes nutzen.

Die Nähe zum Görlitzer Park (3 Gehminuten) macht die Lage in jeder Jahreszeit interessant.

 

Öffnungszeiten: Mo – Fr, tägl. 8.00 - 16.00 Uhr

Schließzeiten: 3 Wochen im Jahr, insgesamt 25 Schließtage / Jahr.

Einmal jährlich wird eine 4-tägige Kinderladenreise mit den über 3-jährigen Kindern durchgeführt.

Tagesablauf: siehe unten

 

1.3       Sozialräumliches Umfeld oder „Willkommen im Wrangelkiez“

Der Wrangelkiez ist ein bunt gemischter Ort, in dem eine große Vielfalt an Menschen verschiedener Herkunft leben und arbeiten. Als ein Kiez, der überwiegend von Gastarbeitern Anfang der 60er Jahre geprägt ist, wuchs er bis heute als kulturell wertvoller, weltoffener und inkludierender Kiez.

(Zur Erklärung: Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch ganz natürlich dazu gehört. Egal wie du aussiehst, welche Sprache du sprichst oder ob du eine Behinderung hast. Jeder kann mitmachen.)

Es gibt eine große nachbarschaftliche Solidarität, besonders hinsichtlich der drohenden Gentrifizierung.

Der Kiez ist andererseits aber genau wegen seiner Offenheit und seinem „revolutionären Charakter“ ein Ort mit ganz eigenen Problematiken.

Die Kinder die in diesem Kiez heranwachsen, kommen nicht umhin, auch mit den Kehrseiten konfrontiert zu werden. So begegnet man im Straßenbild Armut, Drogen- und Alkoholmissbrauch, Gewalt und Polizeipräsenz. Als Kinderladen im Kiez entscheiden wir uns ausschließlich für Familien aus dem Kiez, gerade um die Vielfalt in unserer Verantwortung und Arbeit aufzugreifen und den Kinder die Möglichkeit zu eröffnen in „ihrem“ Kiez verankert aufzuwachsen und sich in den Straßen auszukennen. Wir sind eng mit der Nachbarschaft verknüpft. Wir spielen im Görlitzer Park, kooperieren mit dem Nachbarschaftszentrum (Kiezanker) und unterstützen bewusst die kleinen Gewerbe. Wir leben und erleben unseren Kiez bewusst und setzen uns natürlich mit seinen Ecken und Kanten auseinander. Eine rassismus-sensible Haltung setzten wir bei unseren Mitarbeitern und Familien voraus. Eine vorurteilsbewusste Pädagogik ist tragend für unsere tägliche Arbeit. Sowie auch

Empathie!! (Nur zur Erklärung: die Fähigkeit und Bereitschaft, Empfindungen, Emotionen, Gedanken, Motive und Persönlichkeitsmerkmale einer anderen Person zu erkennen, zu verstehen und nachzuempfinden. Ein damit korrespondierender allgemeinsprachlicher Begriff ist Einfühlungsvermögen).

 

1.3.1    Umweltbewusstes Handeln

Die Verwendung von biologisch-dynamischen und fair gehandelten Produkten ist unsererseits selbstverständlich. Ebenso sollen unsere Strom- und Gasanbieter nachhaltige Ressourcen bedienen und unabhängig von Atomstromquellen liefern. Bei Putzmitteln, Seifen etc. achten wir ebenfalls auf biologisch abbaubare Präparate.

 

2. Unser Bild vom Kind

In erster Linie gehen wir davon aus, dass Kinder von Geburt an aktive und kreative Gestalter ihrer eigenen Entwicklung und ihrer Beziehungen zur Umwelt und mit vielfältigen Ausdrucksmöglich-keiten begabte Wesen sind. Demnach bringt jedes Kind sein eigenes Wesen mit, dass es für uns als Pädagogen kennen zu lernen und zu schätzen gilt. Besonderes wichtig ist uns daher eine vertrauensvolle Eingewöhnung.

 

Für uns ist jedes Kind:

- der Mittelpunkt unsere pädagogische Arbeit

- eine selbstständige, interagierende Persönlichkeit

- Protagonist seiner eigenen Spielideen

- Impulsgeber seiner individuellen Lerninhalte und

- immer aktiver Gestalter und Forscher

 

Für uns hat jedes Kind das Recht:

- auf eigene Wahrnehmung und Wahrheit

- seinem intrinsischen Lernwillen und Drang zum Explorieren auf seine eigene
Weise zu folgen

- auf das Grundbedürfnis nach Liebe, Respekt, Anerkennung und ernsthaftem Interesse

 

„Zwei Dinge hatten wir,
die unsere Kindheit zu dem machten,
wie sie war – Geborgenheit und Freiheit“

Astrid Lindgren

 

 

3. Pädagogik IrgendWieAnders

 

3.1       Pädagogik mit Reggio Bezug

Die Anfänge der Reggio-Pädagogik gehen zurück auf die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg.
In einem Dorf nahe der norditalienischen Stadt Reggio Emilia entstand im April 1945 der erste "Volkskindergarten", geleitet von den Männern und Frauen des Dorfes. Dieses gemeinschaftliche Prinzip, hält sich bis heute bei den kommunalen Kindertagesstätten in Reggio durch die Einbeziehung aller für die Erziehung der Kinder relevanten Personen in die konzeptionelle Diskussion, Planung und Realisierung der alltäglichen Arbeit und Projekte. Die Reggio-Pädagogik hat ihren Namen von der Stadt Reggio-Emilia, in der dieser pädagogische Ansatz von Eltern, Pädagogen, Politikern und verschiedenen Gruppen gemeinsam entwickelt wurde. Die Reggianer sehen Kindergärten und Krippen als wichtigen Bestandteil des gesamten Erziehungs- und Bildungssystems. Daher werden alle Ausgaben für die Kinder als „produktive Investition in die Zukunft“ gesehen. Demzufolge hat auch die Aus- und Weiterbildung von Pädagogen einen hohen Stellenwert. Die Stadt und alle beteiligten Gruppen schaffen den finanziellen, unternehmerischen, konzeptionellen und auch kulturellen Rahmen für die Praxis der Reggio-Pädagogik.

(Quelle: A. Dreier, Ästhetische Bildung in Reggio Emilia)

Für uns bedeutet der Ansatz, in dem Kiez, in welchem wir als Pädagoginnen und die von uns begleiteten Kinder wohnen, integriert zu sein. So beziehen wir unsere Lebensmittel vom Bioladen nebenan. Wir nutzen die Angebote der Umgebung, wie Parks, Spielplätze, Bibliothek, Nachbarschaftshaus, Turnverein, Schwimmbad, Circus ect. und beschäftigen Handwerker aus der Nachbarschaft.

 

Wir machen Hausbesuche mit den Kindern bei den Familien und regen die Kinder an, sich zu verabreden und die Eltern, sich gegenseitig zu unterstützen.

Politische Entscheidungen und kiezrelevante Themen besprechen wir mit den Kindern und engagieren uns soweit es in unserem Rahmen möglich ist.

Es ist uns wichtig auch die Partizipation in unserem Kiez mitzugestalten und aktive Teilnahme zu ermöglichen.

 

3.2       Situationsansatz oder Pädagogik in Bewegung

Jedes Kind hat seine eigene Situation, jeden Tag eine neue, und diese gilt es unsererseits zu erkunden, zu berücksichtigen und zu begleiten. Wir möchten ernsthaft die Bedürfnisse der Kinder, ihrer individuellen Situation entsprechend thematisieren. Ein ritueller Morgenkreis soll jeden Tag als Instrument dienen, zu hören welche Bedingungen, Umstände, Wünsche, Ideen etc. jedes Kind in sich trägt und mit uns und der Gruppe teilen möchte.

Immer unter Berücksichtigung den Kindern auf Augenhöhe zu begegnen und auch die Kinder zu „hören“, deren Stimme besonderer Aufmerksamkeit gilt.

 

Eine gemeinsame Planung unserer täglichen Zeit im Kinderladen, soll Räume schaffen um vielen der Ideen Platz zu schaffen. Dies können ganz viele kleine Mosaiksteinchen der kindlichen Welt sein, daraus können aber auch größere Projekte wachsen. Ein Projekt kann einen Tagesablauf umfassen, sich aber auch über Wochen und Monate strecken.

 

„Morgenkreis“ - oder wie erfinden wir die Welt heute?

 

In der Tagesstruktur ist der Morgenkreis eine wichtige Institution und wird nicht nur von den Pädagogen angeboten, sondern auch von den Kindern eingefordert.

Der Morgenkreis ist dabei nicht nur ein wichtiger Ort der Begegnung und des Austausches der Kinder untereinander und mit den Pädagogen, sondern kann sowohl eine Möglichkeit der demokratischen Teilhabe der Kinder sein, als auch von den Erzieherinnen aus mit pädagogischen Inhalten gefüllt werden. Er dient als Gesprächsrunde, steht aber auch für Brainstorming von Ideen und Beschwerdemanagement der Kinder.

Inhalte des Morgenkreises sind neben der Begegnung und Wahrnehmung des Einzelnen das gemeinsame Singen und Spielen, das Besprechen von Regeln des täglichen Miteinanders, das Lernen der Wochentage, Zahlen, Jahreszeiten, Tagesabläufen und vielem mehr. Die Pädagogen haben dabei die jeweiligen Bedürfnisse der Gruppe im Blick und füllen den Morgenkreis mit verschiedenen Angeboten wie Sport, Yoga, Tanz, Entspannung, kognitiven Inhalten oder situationsrelevanten Themen.

Das Angebot des Morgenkreises gilt für alle Kinder und wird altersentsprechend gestaltet. Grundsätzlich wird jedes Kind zur Teilnahme eingeladen, aber niemals dazu gezwungen.

 

3.3       So verstehen wir Bildung

Zu einem veränderten Bildungsbegriff

„Bildung heißt, sich ein Bild machen von der Welt. Und das heißt immer auch, sich ein Bild machen von sich selbst und den anderen in dieser Welt. Damit sind Bildungsinhalte genannt: es geht nicht nur um die äußere Welt, sondern auch um die innere Welt, das innere Erleben und die Beziehung in der Gemeinschaft.

Bildung ist also immer (Weiter-)Bildung der eigenen Persönlichkeit, ist subjektiv, ist Sich-Bilden. Bildung ist immer auch (Weiter-)Bildung von Gemeinschaft, eben Bildung von Gesellschaft, ist intersubjektiv, findet also in Interaktion zwischen Subjekten statt, ist Sich-mit-anderen-bilden. Und Bildung ist immer auch Bildung an der Sache, an den Phänomenen, Dingen und Ereignissen in der Welt, in der die reichen Erfahrungen anderer und vorangegangener Epochen aufgehoben und verborgen sind und entdeckt werden können. Sie ist forschende und experimentelle Untersuchung der Natur und der Dinge sowie tätige Aneignung, ein "sich-zu-eigen-machen" der Erfahrungen in der Natur und des "Weltwissens" der Anderen.

Bildung ist das Streben, die eigene Initiative, in tätiger Auseinandersetzung mit den Dingen und dem Geschehen in der Welt und im gemeinsamen Tun mit Anderen eine Position, einen Standpunkt zu bedeutsamen Fragen zu entwickeln - bedeutsam für mich, bedeutsam für Andere und bedeutsam für das Geschehen in der Welt.“

Quelle: Preissing 2004, s.7/J. Merkel Handbuch der Bildungsarbeit im Elementarbereich

 

Als Pädagogen gehen wir davon aus das jeder Mensch über ein hohes Maß an Selbstbildungspotenzial verfügt. Das Lernen mit Neugierde einhergeht und das es einen natürlichen Wissensdurst gibt. Wir streben an Bedingungen zu schaffen, Kindern jeden Tag die große Vielfalt der Welt in der sie leben nahe zu bringen. Sie zu unterstützen, ihre Prioritäten zu erkennen und diese zu leben.

So findet man in unseren Räumen Materialien wie Landkarten, Spiele und Bücher, welche ein breites Spektrum an Lebenswelten und Diversitäten aufzeigen.

 

"Ich halte es für möglich, eine neue Gesellschaft vorauszusehen, in der der Mensch fähiger sein wird, weil man Vertrauen in ihn setzte, als er ein Kind war."

Maria Montessori

 

3.4       Chancengleichheit

Wir möchte immer aktiv und bewusst jedem einzelnen Kind gleiche Rechte und gute Chancen für eine lebenswerte Perspektive in dieser Gesellschaft öffnen, gleich welchem Geschlecht es angehört, gleich welche soziale und ökonomische Situation seine Eltern haben, gleich welcher ethnisch-kulturellen Gruppe es selbst und die Mitglieder seiner Familie angehören. Unabhängig von der Herkunft soll jedes Kind die Chance haben, seine Absichten, seine Fähigkeiten und seine individuellen Möglichkeiten in die Entwicklung von Gemeinschaft – von Gesellschaft – einzubringen. Das entspricht unserer demokratischen Verfassung und unserem demokratischen Bildungsverständnis.

 

3.5       Tiergestützt

Seit 2014 besucht und begleitet uns im Alltag regelmäßig die Hündin Sestra. Sie ist von Leben mit Tieren e.V. ausgebildet und von der beauftragten Tierärztin für Kindergruppen als geeignet begutachtet worden. Sie begleitet uns im Park, in den Wald und in vielen anderen Situationen des täglichen Geschehens mit den Kindern. Die Kinder lernen bewusst den Umgang mit einem Hund und erleben sie als verlässlichen Partner.

 

4. Ziele und Instrumente der pädagogischen Arbeit

 

Die wohl wichtigsten Ziele unserer Arbeit sind die Förderung von Autonomie, Solidarität und individuellen Kompetenzen. Wir wollen, dass unsere Kinder freie, selbstständige und solidarische Menschen werden. Wir richten unsere Aufmerksamkeit auf die vielfältigen Potenziale und Wege der einzelnen Kinder beim Erforschen und Entdecken der Welt. Wir sehen unsere Aufgabe nicht darin, darauf zu schauen was Kinder nicht können um diese "Defizite" auszugleichen, vielmehr wollen wir sie in ihrer spezifischen Lebenserfahrung verstehen lernen, um ihren Fähigkeiten auf die Spur zu kommen. Das Kind entwickelt sich im engen Zusammenhang zur Umwelt, und so bezieht sich die Pädagogik auf das Beziehungsgeflecht zwischen Kind, Erwachsenen und Umwelt.

Die Kinder sollen lernen, sowohl eigene wie auch Gruppeniteressen zu erkennen und angemessen zu vertreten, eigene Bedürfnisse frei zu artikulieren und die Bedürfnisse anderer zu respektieren. In Konfliktsituationen halten wir die Kinder dazu an, die Konflikte möglichst selbständig und gewaltfrei zu lösen. Dabei legen wir Wert auf gegenseitige Toleranz und Kompromissbereitschaft. Sozialverhalten zeigt sich beim gemeinsamen Spiel und Ausflügen, sich einigen, nachgeben, nach ausgemachten Regeln spielen, verlieren können und Verantwortung für Schwächere oder Jüngere zu übernehmen. Oder bei der Übernahme von kleinen Aufgaben, wie das Tisch decken oder gemeinsames aufräumen von Spielzeug und Bastelmaterial. Und in der Wertschätzung des Kita-Eigentums.

 

Dabei orientieren wir uns an den vom Berliner Bildungsprogramm vorgegebenen Bildungsbereichen:

-     Körper, Bewegung, Gesundheit

-     soziale und kulturelle Umwelt

-     Kommunikation

-     Sprache, Schriftkultur, Medien

-     Bildnerisches Gestalten

-     Musik

-     Mathematische Grunderfahrungen

-     Naturwissenschaftliche und technischen Grunderfahrungen

 

Dabei steht nicht jeder Bildungsbereich für sich, vielmehr überlappen sie sich und fließen ineinander. So kann zum Beispiel das Spiel mit Sand alle Bildungsbereiche beinhalten.

Das wichtigste Instrument der Kinder ist das Spiel.

 

„Das Spiel des Kindes ist die Brücke zur Wirklichkeit“

Bruno Bettelheim

Das Spiel des Kindes ist wie die Arbeit eines Erwachsenen. Wir nehmen die Spiele der Kinder ernst, bieten Ihnen Raum, Material und Zeit zum spielen und verstehen uns lediglich als Beobachter und Begleiter

Die Kinder sollen die Möglichkeit haben sich frei, spontan und allein zu beschäftigen.

Beobachtungen werden schriftlich festgehalten, dokumentiert, ausgewertet und diskutiert um die Erlebenswelt der Kinder zu verstehen und bestmöglich zu unterstützen. Die Ergebnisse der Beobachtungen und die individuellen Werke und das „Erschaffene“ können als Lerngeschichten in den Portfolios der Kinder Platz finden.

 

5. Aufgaben der Pädagogen - im Sinne " Hilf mir, es selbst zu tun"

 

Wir sehen uns nicht als „Erzieherin“ im klassischen Sinn, sondern vielmehr als Begleiterin. Unsere Aufgabe ist es, die Kinder wahrzunehmen und zu beobachten und ihnen das bereitzustellen, was sie für ihre Entwicklung brauchen. Jedes Kind wird von den Pädagogen regelmäßig beobachtet und seine Entwicklung dokumentiert.

Hierzu gehören Freiräume aber auch Grenzen und Regeln, die wir mit den Kindern besprechen. Wir verstehen uns als Erziehungspartner der Eltern und sind im stetigen Austausch mit Ihnen.

Dazu führen wir regelmäßig „Tür und Angel“ - Gespräche und laden regelmäßig zu Elterngesprächen ein.

Den Kindern vermitteln wir Umweltbewusstsein indem wir einen sorgsamen Umgang mit Materialen anregen, uns vernünftig in der Natur verhalten, Recycling betreiben und ein Problembewusstsein gegenüber der bedrohten Natur schaffen bzw. kommunizieren.

 

Jedes Kind und jede Familie sind in unserem Kinderladen willkommen.

Es finden mehrmals pro Jahr Elternabende statt, die zu bestimmten (erziehungstechnischen Fragen / zu für Eltern interessante) Themen vom Team vorbereitet und durchgeführt werden.

 

5.1       Dokumentation und Portfolio

Wir haben auf Grund unserer Erfahrungen im Laufe unserer praktischen Jahre in der Elementarpädagogik viele Arten der Dokumentationsinstrumente erprobt.

Dazu zählt das angewandte „Sprachlerntagebuch“.

 

Da wir situativ arbeiten und uns immer auf die Bedürfnisse der Kinder einstellen wollen, haben wir uns für das Modell des Portfolios entschieden. Ähnlich dem Sprachlerntagebuch, ist dies eine Sammlung von Werken, Fotos, Sprachstandentwicklung und eigenen Impulsen des Kindes.

Da wir mit so wenig Vorgaben wie möglich arbeiten wollen, ist für uns eine Leere Kladde zu Betreuungsbeginn eine gute Grundlage, Interviews mit den Kindern zu verschieden Interessenpunkten zu dokumentieren, aber auch die eigenen Bilder mit Kommentaren zu beschriften gehört dazu.

Diese Portfolios werden ganzheitlich auf alle Bildungs- und Entwicklungsbereiche ausgerichtet und je nach Pädagogen, anders gestaltet sein.

Sie dienen auch als Grundlage für Entwicklungsgespräche und sollen den Kindern später einmal eine schöne Erinnerung an ihre Kinderladenzeit sein.

Die kindliche Sprachentwicklung dokumentieren wir im O-Ton des Kindes.

 

6. Praktische Umsetzung der Pädagogik

 

6.1       Raumgestaltung und Bildungsbereiche

 

„Als Kind ist jeder ein Künstler. Die Schwierigkeit liegt darin, als Erwachsener einer zu bleiben.“

Pablo Picasso

 

Unsere Räume sollen die Kinder einladen sich wohl zu fühlen, sich zu entfalten, zu experimentieren, sich zurückziehen zu können, sich kreativ auszuprobieren und einfach sie selbst sein zu können.

Uns stehen 3 pädagogische Räume zur Verfügung:

- ein großer Bereich als Herzstück des Kinderladens

- ein Tobe und Schlafraum mit Podest

- die „Werkstatt“, welche viele verschieden Materialen beinhaltet und für alle Wünsche offen ist

- ein Flur als Garderobe und Bibliothek mit Lesehöhle

 

Wir legen Wert auf helle und freundliche aber nicht sterile Räume, die die Lebenswelt und Bedürfnisse der Kinder und auch unsere Interessen widerspiegeln.

 

# In unserer Bibliothek möchten wir den Kindern Freude an Literatur vermitteln, Bilderbücher anschauen, vorlesen und Sprache anregen. Dort finden sich Bilderbücher für jedes Alter, Lexika und Nachschlagewerke, Vorlesebücher und Hörspiele, sowie Literatur für die Eltern.

 

 

„Eine Kindheit ohne Bücher wäre keine Kindheit.
Es wäre, als ob man aus dem verzauberten Land ausgesperrt wäre, aus dem man sich die seltsamste aller Freuden holen könnte.”

Astrid Lindgren, 1956

 

# In der „Werkstatt“ laden wir die Kinder ein ihrer Kreativität zu folgen. Für Forscher gibt es dort Lernkisten mit unterschiedlichen Materialien, um ihnen die Möglichkeit zu geben, dort Antworten auf Fragen rund um Natur und Umwelt oder Mathematik und Physik zu finden.

 

# Ein Kleinkindbereich bietet den jüngeren Kindern Rückzugsmöglichkeiten, Kletter- und Tobemöglichkeiten und altersgerechtes Spielmaterial („Zeug zum Spielen“ statt Spielzeug).
Er kann Mittags zum Ausruhen und Schlafen genutzt werden.

# Der Essbereich bietet gleichzeitig Möglichkeiten für die älteren Kinder Brett- und Konstruktionsspiele zu spielen, die Tische und Stühle können außerhalb der Essenszeiten zum Bauen und Klettern (Höhle, Balancierstrecke) genutzt werden.

 

# Eine Verkleidungsecke mit Tüchern, Hüten, etc. lädt dazu ein, in andere Rollen zu schlüpfen und Rollenspiele miteinander zu spielen.

 

# Musikinstrumente geben Anregung zum Musizieren, Singen und Tanzen.

 

# Es gibt Platz für Stille und Platz für Bewegung.

Wir möchten mit Podesten, Spiegeln, Ebenen, verschiedenen Materialien, Kletter- und Schaukelmöglichkeiten eine anregungsreiche Umgebung schaffen.

Dabei achten wir auf so wenig wie möglich Vorgegebenes, sondern schaffen Raum für eigene Interessen. So kann aus den Bausteinen ein Turm gebaut werden, aber auch ein Bauernhof, ein Puppenbett oder ein Kaufmannsladen.

 

# Das Badezimmer ist nicht nur ein Ort der Alltagshygiene, sondern bietet den Kindern Raum für Wasserspiele und Experimente.

 

# Die Küche lädt auch mal zum Plätzchen backen ein.

 

Die Material- und Spielzeugauswahl haben wir nach der Devise „weniger ist mehr“ getroffen. Uns ist es wichtig, dass die Kinder die Möglichkeit haben, Alltagsgegenstände – auch aus anderen Zeitepochen- wie Plattenspieler oder Schreibmaschine kennen zu lernen, mit „Müll“ wie Kartons und Papprollen zu experimentieren und mit „Zeug“ zu spielen.

 

Räume sind wandelbar. Sie werden von denen, die sie benutzen gestaltet und geprägt und an die jeweiligen Bedürfnisse angepasst. Sie sollen die Kinder und ihr Familien repräsentieren und wertschätzen.

 

6.2.      Umgebungsbewusstsein

Ein Schwerpunkt unseres Alltags ist der „Außenraum“. Wir möchten mit den Kindern den Kiez erkunden, den Kinderbauernhof nutzen, die Spielplätze unsicher machen und andere Institutionen besuchen. Wir legen großen Wert darauf, dass die Kinder sich in ihrem Kiez auskennen, dass wir die Räume anderer Institutionen nutzen und uns vernetzen.

Für kleinere Aktivitäten können wir einen Teil des Hofes nutzen und mit den Kindern begrünen.

 

6.3.      Bewegung / Gesundheit

Bewegung ist ein Grundbedürfnis der Kinder und sollte immer und überall möglich sein.

In einem rhythmisierten Alltag achten wir auf einen Wechsel von lebhafteren und ruhigeren Phasen. Die Gestaltung der Räume ermöglicht es den Kindern Bewegungsmöglichkeiten nach Alter und Bedürfnissen wahrzunehmen. Ein abgetrennter Raum wird für die jüngeren Kinder nach dem Mittagessen als Schlafraum genutzt.

Zusätzlich können wir im Nachbarschaftshaus den Bewegungsraum zum Tanzen nutzen.

Wir versuchen bei jedem Wetter mit den Kindern nach draußen zu gehen und den Park sowie die Spielplätze zu nutzen oder in den Wald zu fahren.

Je nach Gruppenzusammensetzung wollen wir einen Waldtag etablieren.

In diesem Zusammenhang verlassen wir den Kiez und erweitern den räumlichen Horizont der Kinder, bzw. üben mit ihnen die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen.

 

6.4.      Eingewöhnung

Eine gelungene Eingewöhnung der Kinder ist die Basis für eine gute Zusammenarbeit und essentiell, damit die Kinder Vertrauen gewinnen und sich wohl fühlen.

Wir arbeiten angelehnt an das Berliner Eingewöhnungsmodell, welches eine Eingewöhnungszeit von bis zu 6 Wochen vorsieht. Zu Beginn steht ein ausführliches Erstgespräch, bei welchem die Pädagogen sich mit den Bedürfnissen des Kindes und der Familiensituation vertraut machen. In den ersten Tagen ist das Kind nur für kurze Zeit gemeinsam mit einem Elternteil im Kinderladen um die Räume kennenzulernen und Vertrauen zur ErzieherIn zu gewinnen. Wenn das Kind erste Erkundungstouren im Kinderladen unternimmt, kann das Elternteil für immer längere Zeitspannen die Räume verlassen, bis das Kind vollständig eingewöhnt ist. Die Eltern verlassen sich dabei auf die Erfahrung der Pädagogen und halten sich an die getroffenen Absprachen.

Um den Familien einen ersten Einblick in den Kinderladenalltag zu ermöglichen und den Kindern die Gelegenheit zu bieten, sich ohne Druck an die neue Umgebung und die dazugehörenden Geräusche zu gewöhnen, aber auch um denPädagogen die Möglichkeit eines ersten Kennenlernens des Kindes und der Interaktion mit den Eltern zu bieten, laden wir die Familien schon vor der Sommerschließzeit zum gemeinsamen Frühstück in unseren Räumen ein.

 

7. Esskultur

 

Unser Essen bekommen wir von einem Caterer.

Das Frühstück und das Vesper gestalten wir mit den Kindern selbst. Hierbei ist uns ein gesundes und abwechslungsreiches Essen wichtig. Die Pädagogen versuchen eine entspannte und kommunikative Essenssituation für die Kinder herzustellen, welche sie das Essen als sinnliches Ereignis erleben lässt.

 

8. Das Team

 

Das pädagogische Team besteht aus mindestens drei Pädagogen/innen in Vollzeit und einem/er ErzieherIn mit 20h/Woche. Jede/r ErzieherIn kann eine abgeschlossene Ausbildung zur/m staatl. anerkannten ErzieherIn nachweisen. Die Pädagogen arbeiten aus Überzeugung in unserem Kinderladen. Das Konzept dient ihnen als Grundlage.

Regelmäßige Fortbildungen sind verpflichtend und werden wahrgenommen.

Einmal wöchentlich trifft sich das Team zu einer Teamsitzung.

Einmal im Monat findet eine Supervision statt. Jede Einstellung geht mit dem Nachweis eines polizeilichen Führungszeugnisses einher.

 

9. Eltern

 

Grundlage einer funktionierenden Erziehungspartnerschaft bildet für uns das Vertrauen
ineinander.

Wir möchten mit den Eltern zusammen arbeiten und sie in unseren Alltag mit einbeziehen. Dafür bieten wir Transparenz und Dialogbereitschaft an. Gespräche können kurz zwischen Tür- und Angel stattfinden oder vereinbart werden. Regelmäßige Entwicklungsgespräche finden auf Einladung des Teams im Geburtsmonat des Kindes statt.

Über einen Wochenplan informieren wir die Eltern über das tägl. Geschehen, ebenso gibt es eine aktuelle Infowand.

Weil wir sind - was wir sind, setzen wir auch bei den Eltern auf eine respektvolle Haltung und dulden keine Formen von Diskriminierung und Rassismus gegenüber Anderen.

Wir streben gemeinsam mit den Eltern eine gelebte Inklusion an.

Die Mitgliedschaft der Eltern im Verein geht mit dem unterzeichneten Betreuungsvertrag einher und endet automatisch mit Einschulung des Kindes.

 

Bestimmte Aufgaben werden von den Eltern übernommen.

Dazu gehören:

-      Gründliche Reinigung der Räume 1x wöchentlich (siehe Putzpfand Handout)

-      12 Stunden Elterndienst im Jahr ( siehe Handout)

 

Anmerkung der Autoren Antje Thörner und Nina Hofeditz, staatl. anerkannte Erzieherinnen:

Diese Konzept ist eine Arbeitsgrundlage, die sich stetig und in kleinen Schritten erfindet und weiterentwickelt.

Das Konzept ist ein bewegliches Konstrukt, an päd. Ideen und Anregungen, welches unserseits nicht abgeschlossen ist.

Wir behalten es uns vor dieses weiter auszuarbeiten und zu ergänzen.

Anlage 1

 

Die Hundert gibt es doch

Das Kind besteht aus Hundert.
Hat hundert Sprachen
hundert Hände
hundert Gedanken
hundert Weisen
zu denken, zu spielen und zu sprechen

Hundert -
immer hundert Arten
zu hören, zu staunen und zu lieben.
Hundert heitere Arten
zu singen, zu begreifen
hundert Welten zu entdecken
hundert Welten frei zu erfinden
hundert Welten zu träumen.

Das Kind hat hundert Sprachen
und hundert und hundert und hundert.
Neunundneunzig davon aber
werden ihm gestohlen
weil Schule und Kultur
ihm den Kopf vom Körper trennen.

Sie sagen ihm:
Ohne Hände zu denken
ohne Kopf zu schaffen
zuzuhören und nicht zu sprechen.
Ohne Heiterkeit zu verstehen,
zu lieben und zu staunen
nur an Ostern und Weihnachten.

Sie sagen ihm:
Die Welt zu entdecken
die schon entdeckt ist.
Neunundneunzig von hundert
werden ihm gestohlen.

Sie sagen ihm:
Spiel und Arbeit
Wirklichkeit und Phantasie
Wissenschaft und Imagination
Himmel und Erde
Vernunft und Traum
seien Sachen, die nicht zusammen passen.
Sie sagen ihm kurz und bündig,
daß es keine Hundert gäbe.
Das Kind aber sagt:
Und ob es die Hundert gibt.

Loris Malaguzzi

 

 

 

 

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